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Porträt / Für das Magazin "Gesundsitzen"

Mit der Zeit wird man geduldiger

Im Leben kommt man nur selten direkt von A nach B. Auch ein Buschauffeur macht da keine Ausnahme.

Unterwegs auf der Bernmobil-Linie 27 mit Busfahrer Hans Schmid. Pünktlich um 14.03 Uhr ist Abfahrt von Niederwangen in Richtung Weyermannshaus. Es ist seine letzte Fahrt für heute: «Mein Tag begann bereits um 5.00 Uhr, daher habe ich bald schon Feierabend», sagt der 60-jährige schmunzelnd. Konzentriert lenkt er den grossen, roten Bus durch enge Strassen, vorbei an Hochhäusern und um dicht befahrene Kreisel. Dabei bleibt er immer ganz ruhig. «Mit der Zeit wird man geduldiger mit sich selbst und mit dem Strassenverkehr», erzählt der Berner. Seit etwas mehr als zwei Jahren arbeitet Hans Schmid als Buschauffeur bei Bernmobil. «Zum Ende meiner beruflichen Karriere bin ich wieder dort, wo für mich vor über vierzig Jahren alles angefangen hat», sagt er und erklärt: «Nach der Schule habe ich bei Bernmobil, damals noch SVB, eine Lehre zum Autoelektriker gemacht.»

Stationen eines Busfahrers

Dazwischen arbeitete Hans Schmid jedoch fast dreissig Jahre als Psychiatriepfleger, zuletzt gar als medizinischer Leiter in einem Heim in Moosseedorf. Mit 58 Jahren dann der Schnitt: «Als die Heimleitung wechselte, wurde die Zusammenarbeit immer schwieriger. Nach einem Eklat erhielt ich schliesslich die fristlose Kündigung.»

Für Hans Schmid ein Schock, er musste sich neu orientieren – und besann sich auf seine beruflichen Wurzeln: «Als gelernter Autoelektriker besitze ich den Carführerschein und darf somit auch einen Bus fahren. So bewarb ich mich bei Bernmobil.» Das, obwohl er gar nicht genau wusste, ob und wie gern er Auto

fährt: «Wir hatten zu diesem Zeitpunkt seit 30 Jahren gar kein Auto mehr», lacht Hans Schmid. Mittlerweile sind wir bei der Endstation Weyermannshaus angekommen.

Hans Schmid notiert – wie immer auf der letzten Runde – den Kilometerstand des Fahrzeugs und macht eine kleine Pause, bevor er die letzte Strecke zurück nach Niederwangen fährt, dem Feierabend entgegen.

Der Duft nach Ol Diesel
und Seife ist bis heute geblieben

Hans Schmid, Buschauffeur
Busfahrer Hans Schmid ist in seinem neuen Beruf angekommen.
Busfahrer Hans Schmid ist in seinem neuen Beruf angekommen.

«Ich geniesse es, geregelte Arbeitszeiten zu haben», so der Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Ausserdem schätze er auch den Kontakt zu den Menschen: «Einige fahren regelmässig eine ganze Runde mit, um mit mir über Gott und die Welt zu plaudern. Eine Frau bringt mir häufig sogar ein Gipfeli mit», sagt Hans Schmid und lächelt. In den Jahren seit seiner Lehre habe sich beim Unternehmen Bernmobil nicht nur der Name, sondern auch sonst sehr vieles verändert: «Alles ist viel moderner heute, wir haben sogar eine App, die uns anzeigt, wo welcher Bus gerade ist.» Eines aber sei bis heute genau gleich geblieben: «Der Duft nach Öl, Diesel und Seife in der Bus-Garage versetzt mich jedes Mal um Jahrzehnte zurück.»