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Artikel / Für das Magazin "Gesundheit Emmental" - 24.06.2024

Viele Wege führen in die Pflege

Der Pflegeberuf bietet spannende Bildungsmöglichkeiten und vielversprechende Zukunftsaussichten. Zwei Frauen aus der SPITEX Region Lueg erzählen stellvertretend für die SPITEX-Organisationen der Region, warum und wie sie durch eine Zweitausbildung ihren Weg in die Pflege gefunden haben.

Von Ramsei über Wasen nach Fritzenfluh: Annelies Steiner (links) und Regula Liechti sind für die SPITEX viel und gerne unterwegs.
Von Ramsei über Wasen nach Fritzenfluh: Annelies Steiner (links) und Regula Liechti sind für die SPITEX viel und gerne unterwegs.

«Was ich an meiner Arbeit schätze?», Annelies Steiner überlegt kurz und antwortet dann: «Mich inspiriert jeden Tag aufs Neue, wie meine Klientinnen und Klienten trotz Schmerzen und erheblichen Einschränkungen eine positive Lebenseinstellung bewahren.» Seit neun Jahren arbeitet die 63-jährige mittlerweile bei der SPITEX Region Lueg, seit 2017 als diplomierte Pflegefachfrau HF. Ihr beruflicher Werdegang begann jedoch nicht mit der Pflege von Menschen, sondern mit der Pflege von Blumen und Pflanzen: «Nach der Schule habe ich eine Lehre zur Gärtnerin absolviert und habe diesen Beruf auch lange Zeit gerne ausgeübt», erzählt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Den Wunsch, sich beruflich weiterzuentwickeln kam bei Annelies Steiner erst auf, als der Sohn und die Tochter älter wurden. Weil es in ihrem Beruf in der Nähe keine passenden Weiterbildungsmöglichkeiten gab, wurde sie schliesslich von einer Kollegin auf den Pflegeberuf aufmerksam gemacht. Kurzentschlossen absolvierte sie den Lehrgang Pflegehelfende des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), der einen raschen Einstieg in den Pflegeberuf ermöglicht. Annelies Steiner arbeitete daraufhin Teilzeit in einem Pflegeheim und merkte bald, dass sie eine Affinität zur Arbeit mit Menschen hatte. «Mir wurde jedoch auch schnell klar, dass ich meine Fähigkeiten erweitern und mehr Verantwortung übernehmen möchte», berichtet sie. Annelies Steiner entschloss sich deshalb dazu, die verkürzte zweijährige Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit zu absolvieren. Aufgrund ihres SRK-Lehrgangs und der beruflichen Erfahrung im Pflegeheim erfüllte sie die Voraussetzungen dafür. Nach Abschluss der Ausbildung wechselte Annelies Steiner schliesslich zur SPITEX Region Lueg, wo sie insbesondere die Möglichkeit schätzt, die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung zu betreuen: «Dadurch kann ich individueller und persönlicher auf sie eingehen.»

Feuer und Flamme für die Pflege

Vorangehen und nicht stillstehen – das ist auch etwas, was Regula Liechti auszeichnet. Die 43-jährige arbeitet seit November 2021 ebenfalls bei der SPITEX Region Lueg. Und auch sie begann ihre berufliche Laufbahn nicht in der Pflege, sondern im Verkauf bei einer Bäckerei. Ihren Beruf mochte sie immer gerne, bis vor vier Jahren der Wunsch nach einer Veränderung in ihr aufkam. Durch eine Freundin wurde sie auf die Pflege aufmerksam und schnupperte schliesslich bei der SPITEX Region Lueg. «Mir hat es auf Anhieb den Ärmel reingezogen», sagt die Emmentalerin. Genau wie Annelies Steiner absolvierte auch Regula Liechti zunächst den SRK-Lehrgang Pflegehelfende und trat danach eine Stelle bei der SPITEX Region Lueg an. «Ich mag die unregelmässigen Arbeitszeiten und die Abwechslung, die dadurch entsteht», sagt sie überzeugt. Ihre Tätigkeit bei der Spitex gefiel ihr so gut, dass sie letzten Sommer schliesslich beschloss, die zweijährige Berufslehre zur Fachfrau Gesundheit zu absolvieren. Die Kosten für ihre berufsbegleitende Ausbildung übernimmt dabei die SPITEX Region Lueg. «Es ist streng, macht mir aber auch grossen Spass, weil ich das Gelernte im Arbeitsalltag unmittelbar umsetzen kann», erzählt Regula Liechti.

Eigentlich konnte ich gar kein Blut sehen. Aber sobald ich meine Arbeitskleidung anziehe, lege ich meine Ängste beiseite und arbeite professionell.

Regula Liechti

Alle zwei Wochen ist sie mit ihrer Berufsbildnerin unterwegs, schaut ihr bei einer Wundversorgung oder dem Spritzen von Insulin über die Schulter und lernt so immer wieder Neues. Ihre Begeisterung für den Pflegeberuf entwickelte sie entgegen ihren eigenen Erwartungen: «Eigentlich konnte ich gar kein Blut sehen. Aber sobald ich meine Arbeitskleidung anziehe, lege ich meine Ängste beiseite und arbeite professionell.»

Einsteigen bei der SPITEX

Für alle öffentlichen SPITEX-Organisationen in der Region ist Bildung eine Herzensangelegenheit. «Die Mitarbeitenden sind das Fundament unserer Organisationen, deshalb ist es uns besonders wichtig, dass sie sich in ihrer Arbeit kompetent und sicher fühlen», betont Anita Beer, Personalleiterin bei der SPITEX Region Lueg. Zudem liegt der Fokus der Spitex Organisationen auf einer professionellen und qualitativ hochstehenden Versorgung ihrer Klientinnen und Klienten. Deshalb bieten alle SPITEX-Organisationen breite und vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an, um das Fachwissen ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Vom SRK-Lehrgang Pflegehelfende bis hin zur diplomierten Pflegefachperson HF/FH bietet die Schweiz dank des dualen Bildungssystems ideale Möglichkeiten für eine kontinuierliche Weiterbildung im Pflegebereich*. «Der SRK-Lehrgang ermöglicht einen schnellen Einstieg in den Beruf. Das erlernte Wissen kann bereits nach dem theoretischen Teil von 120 Stunden praktisch angewendet werden», erklärt Anita Beer. Aufgrund des Fachkräftemangels sind Quereinsteigerinnen und -einsteiger für den Pflegeberuf von grosser Bedeutung. Für einen erfolgreichen Einstieg braucht es unter anderem Freude an der Arbeit mit Menschen, Teamgeist und Einfühlungsvermögen. Im Gegenzug bietet der Beruf spannende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und vielversprechende Zukunftsaussichten.